Was ist eigentlich Coaching?

Veröffentlicht am Kategorisiert in Persönlichkeitsentwicklung 1 Kommentar zu Was ist eigentlich Coaching?

Coaching ist ja heutzutage ein Begriff, den man immer wieder in verschiedenen Situationen hört und ich bin mir sicher, jeder hat eine Idee, was Coaching ist. Genau so sicher bin ich mir allerdings, dass diese Idee sich von der der anderen unterscheidet. Denn so ganz klar was dieses Coaching eigentlich ist, ist es vielleicht doch nicht. Deshalb möchte ich nun einmal aufzeigen, was ich unter Coaching verstehe und was die Literatur dazu sagt. Da ich selbst eine Weiterbildung als tiergestützter systemischer Coach habe, soll es vor allem um diese Art des Coachings gehen.

Definition

Bei meiner eigenen Recherche ist mir hier schnell aufgefallen, dass es wirklich viele verschiedene Definitionen gibt, was Coaching ist und diese unterscheiden sich teilweise stark voneinander.

Wörtlich übersetzt bedeutet das Wort „coach“ Kutsche oder Reisebus. Es ist also ein Vehikel, dass es Menschen ermöglicht, von einem Ort zu einem anderen Ort zu kommen. Das Ziel der Reise gibt der/die Klient:in vor, der Coach begleitet ihn dorthin. Der Coach sollte ein neutraler Interaktionspartner, der keine Ratschläge oder Rezepte für Probleme liefert, sein. Er sollte Wege und Möglichkeiten zeigen, wie eigene Konflikte selbst gelöst werden können, denn beim Coaching geht es vor allem um Hilfe zur Selbsthilfe und der/die Klient:in wird als eigener Experte gesehen.

„Ein Coach gibt Feedback, regt zum Perspektivwechsel an, bringt Metaperspektiven ins Spiel, verbindet Emotionen, innere Bilder, Gedanken, hilft zu strukturieren, (…) und eröffnet dem Klienten neue Handlungsoptionen und fördert deren Umsetzung.“ ( Migge 2018: 30)

Bei vielen Definitionen liegt der Schwerpunkt auf dem beruflichen Kontext. So ist Coaching laut der deutschen Gesellschaft für Coaching e.V.  eine

„bewährte und in vielen Feldern etablierte Beratungsform in beruflichen Fragen, sowie eine gezielte Förderung persönlicher und professioneller Fähigkeiten.“ (DGfC  o.J.)

Natürlich kann sich Coaching auf berufliches Handeln beziehen, die persönliche Situation kann oder sollte jedoch nie außer Acht gelassen werden. Coaching kann sich allerdings auch auf die soziale oder persönliche Identität beziehen und nicht nur auf den beruflichen Kontext.

Es wird zudem immer wieder betont, dass die Zusammenarbeit mit einem gesunden oder psychisch stabilen Klienten stattfindet. Für psychisch eingeschränkte Menschen sei eher eine Psychotherapie sinnvoll. Diese Aussage finde ich persönlich natürlich sehr spannend, da ich selbst ja seit vielen Jahren mit psychisch erkrankten Menschen arbeite, doch dies würde hier den Rahmen sprengen. Daher möchte ich nun noch auf mögliche Themen im Rahmen eines Coachings eingehen.

Themen

Das Wichtigste beim Coaching ist der Auftrag, denn der Coach wird von dem Klienten beauftragt ihn zu unterstützten.

Coaching ist ein Prozess der Selbsterfahrung und Selbstfindung, bei dem es im Großen und Ganzen darum gehen soll die Lebensqualität zu verbessern. Doch was genau bedeutet dies nun und wann sollte ein Coach aufgesucht werden.

Vielleicht kennt ihr das Gefühl, dass ihr mit eurem Leben, so wie es jetzt gerade ist, irgendwie unzufrieden seid. So richtig greifbar ist  dieses Gefühl aber nicht, irgendwie passt es nicht und ihr wollt etwas verändern..aber was? Genau hier kann ein Coach helfen. Im Coaching kann durch die richtigen Fragen Klarheit in die aktuelle Situation gebracht werden und es kann herausgefunden werden, wo der eigenen Weg hingehen soll. Es geht hierbei immer um den eigenen Weg und nicht um den Weg des Coaches gehen. Die Kunst eines guten Coaches ist es herauszukitzeln, was DU willst. Denn der Experte im Coaching bist du, nicht der Coach.

Ein weiteres Thema im Coaching kann es sein, ungenutzte Potentiale und Fähigkeiten zu erkennen und sinnvoll in das eigene Leben zu integrieren. Denn wir alle haben so unfassbar viel in uns, oft erkennen wir es selbst nicht oder unser Umfeld verhindert, dass wir unsere großartigen Ressourcen sinnvoll einsetzen können. Leider neigen wir Menschen dazu, in uns selbst eher das Negative zu sehen und das ist so schade, eben weil so viel in uns ist. Doch genau dabei kann Coaching dir helfen, denn nur wenn du tun kannst, was du gut kannst und gerne tust, kannst du ein wirklich erfülltes Leben leben.

Es kann auch einfach darum gehen, sich selbst anzunehmen, wie man ist. Vielleicht muss es gar nicht immer höher weiter und schneller sein. Sondern es darf auch darum gehen anzukommen, in uns unserem Leben und unserem Sein. Das klingt für viele toll, doch wie können wir dies in der heutigen doch sehr hektischen Zeit, in  der dauernd irgendjemand was von uns will und wir stark über Leistung definiert werden erreichen? Im Coachingprozess kann erarbeitet werden, wie du dein Sein leben darfst und wie du dies sinnvoll in den eigenen Alltag integrieren kannst.

 Coaching kann auch zwischen den Bereichen des Lebens vermitteln, denn wir alle haben verschiedene Rollen, die nicht immer problemlos in Einklang sind. Oft sind uns die verschiedenen Rollen noch nicht mal so richtig klar, wer sind wir eigentlich alles und wie verhalten wir uns in welchen Situationen? Wollen wir das? Oder machen wir das einfach? Die Beantwortung all dieser Fragen kann zu mehr Klarheit führen und Klarheit ist der erste Schritt zu Veränderung.

Wichtig ist, dass in einem Coachingprozess immer nur das eigene Verhalten geändert werden kann, es ist nicht möglich andere Menschnen zu verändern. Das heißt eine Grundvoraussetzung im Coaching ist es, dass man bereit ist, an sich selbst zu arbeiten. In einigen Fällen kann es auch sein, dass Situationen verlassen oder Beziehungen beendet werden. Manchmal kann Verhalten leicht verändert werden. Wenn wir unser Verhalten ändern, ändert sich auch das Verhalten unserer Umwelt, da diese immer auf uns reagiert. Doch oft klingt es so leicht ein bestimmtes Verhalten zu ändern, aber es klappt nicht. Das merkt man schon an kleinen Beispielen, beispielsweise hatten doch sicher viele schon den Wunsch disziplinierter zu sein und beispielsweise mehr Sport zu treiben. Wir wissen genau, das Sport gut ist. Bewegung ist einfach wichtig für unseren Körper. Es gibt Studien darüber und wir haben es auch schon selbst gemerkt. Eigentlich ganz logisch oder? Und dann machen wir es nicht? Was ist da los?

Das Problem liegt meist nicht an der Ausführung selbst, denn jeder weiß wie man zum Sport geht. Sondern in tiefer verwurzelten Einstellungen und Glaubenssätzen, unser „Ich bin“ spielt hier eine unglaublich wichtige Rolle. Genau dies kann im Coaching bearbeitet werden. Coaching kann dabei helfen sich bewusst darüber zu werden, was man glaubt, denn so handelt man.

Wirkung

So doch wie wirkt denn dieses Coaching nun eigentlich. Forschung gibt es hier dazu eher weniger, allerdings gibt es einige Faktoren, die den Coachingprozess günstig beeinflussen können.

Das wohl wichtigste ist, dass der Wunsch etwas zu verändern, an sich oder auch an den äußeren Umständen. Ein neues Wahrnehmen, Denken oder auch Handeln muss zugelassen werden und natürlich auch geübt und wiederholt werden. Klingt eigentlich ganz einfach, doch wie oben beschrieben stecken oft tief verwurzelte Glaubenssätze und Verhaltensmuster dahinter, an die vorher verändert werden müssen und dies kann durchaus anstrengend sein. Daher ist es unglaublich wichtig, dass der intrinsische Wunsch nach Veränderung besteht.

Ein weiterer wichtiger Wirkfaktor ist, dass im Coachingprozess die sogenannten Ressourcen aktiviert werden, also das Positive in uns. Ich selbst bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch sich gerne weiterentwickeln und selbst verwirklichen möchte, allerdings gibt es oft gute Gründe, die uns daran hindern. Diese dürfen herausgefunden werden, damit all unsere Fähigkeiten voll zum Tragen kommen können. Vorher muss aber natürlich herausgefunden werden, welche das denn eigentlich sind.

Im Coachingprozess ist zudem wichtig, dass Tempo, Ziele und auch die Methode vom Experten im Coachingprozess bestimmt werden und das ist nicht der Coach, sondern eben der/ die Klient:in. Er oder sie weiß am besten, was passt. Hier muss der Coach sich auch immer wieder rückversichern, ob der Weg der richtige ist, denn die Anliegen und Ziele können und dürfen sich im Laufe des Coachingprozesses durchaus verändern. (vgl.Migge 2010: 50ff)

Auch der Coach selbst kann die Wirkung des Coaching beeinflussen. So ist es wichtig, dass ein Vertrauensverhältnis besteht, denn nur so kann der/die Klient:in sich wirklich öffnen und tief in sein/ihr Inneres schauen, denn hier ist es wo die Veränderung anfängt. Es darf nichts peinlich sein. Dafür muss der Coach natürlich auch an sich selbst arbeiten und seine eigenen Themen immer wieder bearbeiten und reflektieren. Denn nur so kann er oder sie sich authentisch verhalten und den/die Klient:in in seiner vollen Größe wahrnehmen.

Denn ist es tatsächlich so, dass die Beziehung zwischen Coach und Klient eine der wenigen Dinge sind, bei denen wirklich klar ist, dass sie einen positiven Effekt auf die Wirkung des Coachings haben. Deshalb ist bei der Wahl des Coaches unbedingt darauf zu achten, wie das persönliche Empfinden ist, natürlich sollte der Coach auch gewisse Qualifikationen haben, doch diese bringen nichts, wenn nicht das Gefühl besteht, dass man sich dieser Person wirklich öffnen und sich ihr anvertrauen kann ohne bewertet oder verurteilt zu werden. ( vgl. Migge 2010:50ff)

Hier können übrigens Tiere eine wichtige Rolle spielen, deshalb setze ich Tiere auch so gerne im Coachingprozess ein. Warum ich das so toll finde, könnt ihr in meinem Blogartikel „5 Gründe warum ich es liebe Pferde im Coaching einzusetzen“ nachzulesen.

So ich hoffe ich konnte euch hier einen kurzen Überblick geben, was Coaching eigentlich ist, bei welchen Themen es sinnvoll sein kann und wie es wirkt.

Verwendete Literatur:

Deutsche Gesellschaft für Coaching e.V. (2013): Unser Coachingverständnis. Online im Internet: https://www.coaching-dgfc.de/ueber-die-dgfc/coachingverstaendnis/. (Stand: 16.09.2020).

DGFC (o.J.): Deutsche Gesellschaft für Coaching e.V. Online im Internet: https://www.coaching-dgfc.de/wp-content/uploads/2019/02/Flyer_DGFC_final_0219.pdf (Stand: 16.09.2020).

Drath, Karsten (2016): Coachingtechniken. 2. Auflage. Freiburg: Haufe Lexware GmbH und Co.KG.

Migge, Björn (2018): Handbuch Coaching und Beratung. Wirkungsvolle Methoden, kommentierte Falldarstellungen, zahlreiche Übungen. 4. Auflage. Weinheim/Basel: Beltz Verlag.


 

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert