Mein Trainingsweg

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Heute möchte ich dir einmal  zeigen, wie ich mit meinen Tieren trainiere und warum ich mich für diesen Weg entschieden habe. Vorab möchte ich dich noch einmal darauf hinweisen. Meine Tiere sind Hunde und Pferde, daher bezieht sich dieser Post vor allem auf diese beiden Arten. Es ist mein Weg, für den ich  mich entschieden habe und es ist der Weg, der aufgrund meiner Erfahrungen, Werte und Glaubenssätze die ich habe zu mir passt. Das ist bei jedem anders. Aus diesem Grund finde ich es auch völlig legitim, dass jede/r auf seine ganz eigene Art und Weise mit seinem/ihrem Tier trainiert. Naja ok, prinzipiell finde ich es legitim, mit einer Ausnahme und diese Ausnahme hängt mit einem wichtigen Wert, den ich habe zusammen. Ich sehe Tiere als gleichberechtigte Lebewesen, als Lebewesen, die Gefühle haben und leiden können. Sie haben Bedürfnisse und wissen was sie mögen und was sie nicht mögen. Davon bin ich aufgrund der Erfahrungen, die ich gemacht habe überzeugt. Vielleicht hast du andere Erfahrungen gemacht und daher andere Überzeugungen. Aufgrund dieser Überzeugung bin ich auch Veganerin. So und deshalb finde ich Ausnahmen schwierig, bei denen das Tier nicht als gleichberechtigtes Wesen gesehen wird und bei denen seine Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden. Ich weiß dass es solche Trainingsmethoden gibt, näher möchte ich hier nicht darauf eingehen, ich wollte euch ja eigentlich erzählen, wie ich meine Tiere trainiere.

Ich versuche meine Tiere so zu trainieren, dass ihre Bedürfnisse beachtet werden. Hierbei ist es wichtig erst einmal zu verstehen, was ihre Bedürfnisse sind und warum ich erkenne, ob diese gerade beachtet werden. Das heißt der erste Schritt im Training von Tieren sollte meiner Meinung nach sein, die Sprache der Tiere zu verstehen. Denn wie will ich denn einem Gegenüber etwas beibringen, wenn ich gar nicht weiß welche Sprache dieses Gegenüber spricht. Ich kann doch nicht verlangen, dass das Tier meine Sprache versteht. Schließlich habe ich es in mein Leben geholt, daher ist es auch meine Aufgabe die Sprache des Tieres zu lernen. Wie sagt mein Tier mir, dass ihm etwas Spaß macht? Wie sagt es mir, dass es etwas verstanden hat? Wie sagt es mir, dass es zu viel war? All das muss ich wissen, um mein Tier fair zu trainieren. Das sind natürlich nur drei Beispiele, die ich wissen muss, aber tatsächlich auch ziemlich zentrale Beispiele. Um mein Tier trainieren zu können, bin ich der Meinung, dass ich wissen muss, was ihm Spaß macht. Hierfür gibt es einen einfachen Grund. Ich möchte schließlich, dass mein Tier im Training ein bestimmtes Verhalten häufiger zeigt, es also lernt. Zum Beispiel, dass das Pferd stehen bleibt, wenn ich das möchte. Oder ich möchte trainieren, dass mein Tier ein Verhalten nicht mehr zeigt, zum Beispiel soll mein Hund aufhören zu bellen, wenn er andere Hunde sieht. Wenn ich möchte, dass mein Tier nun etwas tut oder nicht mehr tut, muss ich ihm ja irgendwie zeigen, was ich  möchte. Über das Lernen gibt es zum Glück ziemlich plausible nachvollziehbare Erklärungen, die schlaue Menschen mal aufgestellt haben. Kurz zusammengefasst, wird ein Verhalten öfter gezeigt, wenn auf das Verhalten eine positive Konsequenz folgt, es passiert also etwas, das mein Tier gut findet. Verhalten wird weniger oft gezeigt, wenn eine negative Konsequenz folgt, also etwas, dass das Tier eher nicht so gut findet.

Den ersten Teil mit der positiven Konsequenz gehe ich voll mit. Das heißt, wenn meine Tiere etwas machen, was ich gut finde, belohne ich es und sorge dafür, dass es öfter gezeigt wird. Falls du jetzt denkst, na toll da kann ich ja lange warten, bis mein Tier mal was zeigt, was es soll, stelle ich dir eine typische Coachingfrage: Ist das wirklich wahr? Achte mal genau drauf, wie oft Tiere eigentlich positives Verhalten zeigen und wie oft Mensch es einfach nicht wahrnimmt. Ich sehe sehr oft, dass Hunde brav neben ihrem Menschen laufen oder warten bis Mensch seine Unterhaltung mit der Nachbarin beendet hat. Dieses Verhalten wird von Mensch aber schlichtweg nicht wahrgenommen. Aber wehe der Hund fängt an zu bellen, dann kommt gleich mal ein Leinenruck (das ist eine Bestrafung). Deshalb ist ein ganz wichtiger Teil im Training mit meinen Tieren, dass ich mich selbst schule zu sehe, wann meine Tiere Verhalten zeigen, dass ich möchte.

So doch was ist jetzt mit den Sachen, die mein Tier zeigt, die ich nicht möchte? Laut Lerntheorie wird ein Verhalten weniger oft gezeigt, wenn eine negative Konsequenz folgt, das heißt eine Bestrafung, wie zum Beispiel der Leinenruck in der oben beschriebenen Situation. Wie gehe ich nun damit um? Kurz gesagt, ich versuche zu es vermeiden. Aus zwei Gründen. Erstens bin ich der Meinung, dass es für Verhalten, dass wir als negativ bewerten immer einen Grund gibt. Entweder es steckt ein Bedürfnis des Tieres dahinter oder Mensch hat dem Tier das Verhalten beigebracht, oft ohne es  zu merken, weil wir einfach total viel unbewusst machen und gar nicht merken was wir machen. Außerdem nehmen wir sehr viele Dinge um uns herum gar nicht wahr, weil wir quasi einen Filter im Gehirn haben, der Dinge, die für uns irrelevant sind aussortiert. Der Filter entsteht aufgrund unserer Erfahrungen etc.  So nun hat unser Tier vielleicht einen ganz anderen Filter und nimmt daher auch andere Dinge wahr. Vielleicht sehen wir gar nicht was unser Hund sieht und reagieren daher auch anders und zack haben wir unserem Hund etwas beigebracht was wir nicht möchten.

Ein kleines Beispiel aus der Pferdewelt: Wir möchten, unser Pferd von der Koppel holen. Nachdem wir das Halfter angezogen haben laufen wir los, in Gedanken sind wir noch bei der Arbeit und merken daher gar nicht, dass unser Pferd nicht mitkommt. Irgendwann ist Druck auf dem Strick und wir merken unser Pferd steht noch. Wir drehen uns zu dem Pferd um und in dem Augenblick lässt der Druck nach. Für das Pferd war der Druck unangenehm. In dem Moment, in dem wir uns umgedreht haben, hat er hat aufgehört, obwohl der Pferd stehen geblieben ist. Da brauchen wir uns nicht wundern, wenn das Pferd das nächste Mal wieder stehen bleibt, es hat ja gelernt, dass auf das Stehen bleiben, etwas positives folgt. Etwas Negatives muss nämlich nicht immer das Hinzufügen von etwas Unangenehmen sein, sondern kann auch das Wegnehmen von etwas Angenehmen sein, wie eben dem Druck.

Falls du glaubst, ach sowas passiert doch nicht, glaub mir gerade in der Pferdewelt habe ich das schon so oft beobachtet. Der Reiter sitzt auf seinem Pferd und will losreiten. Dazu treibt er das Pferd an, er fügt also Druck, etwas Unangenehmes hinzu, eigentlich sollte das Pferd jetzt loslaufen, dann würde der Druck aufhören und das Pferd somit belohnt. Wenn das Pferd aber nicht losläuft sehe ich sehr oft, dass paar Mal mit den Füßen in den Bauch geboxt wird und dann wird damit aufgehört und festgestellt, der blöde Gaul will einfach nicht. Zack negativer Reiz hört auf und Pferd lernt, „aha wenn ich stehen bleibe, hört der Druck auf.“ Einige „Fachleute“ kommen dann auf die Idee, den Unangenehmen Reiz zu erhöhen, beispielsweise durch sogenannte Sporen, weil der Gaul keinen Bock hat oder seinen Menschen verarscht. Ganz ehrlich, glaubst du das wirklich? Falls ja beobachte bitte mal, wie dein „abgestumpftes Pferd“ reagiert, wenn sich eine Fliege auf es setzt. Du siehst, es kann also durchaus sein, dass wir unserem Tier etwas beibringen ohne es zu merken.

Wenn wir dem Tier, das Verhalten, das wir nicht haben wollen, nicht unbewusst beigebracht haben hat es meiner Meinung nach einen Grund, irgendein Bedürfnis steckt dahinter. Auch hier finde ich es selbst es irgendwie unfair das Tier für seine Bedürfnisse zu bestrafen, vor allem löst dies Stress aus und sobald ein Tier Stress hat, kann es nicht mehr lernen. Egal was wir dann tun, es kommt beim Tier nicht mehr an.

Doch was mache ich stattdessen? Ich versuche ein Alternativverhalten zu etablieren oder noch den Moment abzupassen, bevor mein Tier das von mir unerwünschte Verhalten zeigt und das zu belohnen. Das klappt natürlich nicht immer, aber so wünsche ich es mir. Allerdings gelingt es mir auch nicht immer, manchmal bin ich echt genervt, wenn Lina schon wieder in die Leine rennt, obwohl sie doch weiß, wie das mit dem Leinelaufen funktioniert. Und dann werde ich auch mal laut. Ja das sollte ich nicht weil ich eigentlich weiß, dass sie in diesen Momenten einfach  mega aufgeregt ist und das nicht macht, um mich zu ärgern sondern weil sie es gerade nicht besser kann. Hier ist es mein Job an mir und meiner Gelassenheit sowie an meiner Geduld zu arbeiten. Genauso auch, wenn das Nelchen mal wieder seeehr lange schnüffeln muss. Ja ich möchte sie eigentlich schnüffeln lassen, denn dieses Schnüffeln ist ein Grundbedürfnis einen Hundes und ich gehe mit meinem Hund spazieren. Der Spaziergang soll für uns beide sein, deshalb dürfen auch meine Hunde tun was für sie gut ist.

Um einen Hund gut trainieren zu können, gehört es für mich auch dazu, Rahmenbedingungen zu schaffen, indem ein Hund überhaupt lernen kann. Hierzu gehört unter anderem, dass wir den Tag des Hundes so gestalten, dass dies möglich ist, Beispielsweise indem wir Stress vermeiden, da ein gestresster Hund nicht lernen kann. Dies kann ermöglicht werden, wenn wir dem Hund einen geregelten Tagesablauf, der seinen Bedürfnissen entspricht ermöglichen. Wichtige Bedürfnisse des Hundes sind, Nahrung beschaffen, die Erkundung seines Reviers und soziale Kontakte. Ein Pferd ist ein Flucht-, Lauf und Steppentier, diese Bedürfnisse sollten bei der Haltung der Tiere berücksichtigt werden. Wie genau dies aussehen kann, würde hier dem Rahmen sprengen. Außerdem sind auch Regeln und Vorhersehbarkeit wichtig für ein Tier

So kurz zusammengefasst trainiere ich  meine Hunde in dem ich eine Umgebung schaffe, in dem Lernen überhaupt möglich ist. Dann versuche ich gewünschtes Verhalten zu verstärken. Bei unerwünschtem Verhalten ist es mein Ziel herauszufinden, wann ich es dem Tier beigebracht habe oder welches Bedürfnis dahinter steckt. Dann ist es mein Ziel ein Alternativverhalten zu etablieren. So möchte ich es gerne machen. Wie gesagt, dass ist mein Weg. Du darfst gerne deinen haben.

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